Als Auftakt in unser Jubiläumsjahr 2023 zeigen wir eine Ausstellung mit Kunstwerken aus dem Gründungsjahrzehnt von Felix Jud, den 1920ern, die das Lebensgefühl jener Zeit widerspiegeln, in der Künstler, Dandys, Kurtisanen, Industrielle und Adlige die Nachtclubs stürmten.
Im Fokus stehen dabei hand- und schablonenkolorierte Modezeichnungen aus dem Berlin der Jahre 1922 bis 1924 – von so berühmten Künstlerinnen und Künstlern wie Annie Offterdinger, Jeanne Mammen und Ernst Ludwig Kretschmann. Die pulsierende Metropole Berlin war darum bemüht, Paris den Rang als tonangebende Modestadt abzulaufen. Die kunstvollen Illustrationen aus dem Modejournal Styl in kleiner exquisiter Auflage dokumentieren das stilistisch eigenständige Modeschaffen in Deutschland, den Typ der Neuen Frau, modernen Lebensstil und Raumkunst. Zudem lassen sich die abwechslungsreiche individuelle Freizeitgestaltung wie ein Besuch auf der Pferderennbahn oder des Kasinos sowie das ausschweifende Nachtleben ablesen. In der Darstellung geprägt sind die „Blätter für Mode und die angenehmen Dinge des Lebens“ sowohl von neuen Kunstströmungen, dem Bauhaus und der Neuen Sachlichkeit, als auch von Neuerungen im Plakatdesign, der Kunst zu Werbezwecken.
Parallel zur Kunst, die im Kontext der Weimarer Republik in Berlin steht, konzentriert sich die Ausstellung auf Art Déco in Paris, mit seinen Anfängen bereits in den 1910ern. Von so hochkarätigen Vertretern jener dekadenten, dem Luxus frönenden Stilrichtung des Art Déco wie George Barbier, Erté und Umberto Brunelleschi sind handkolorierte Pochoirdrucke aus dem Journal des Dames et des Modes zu sehen sowie auch feine Tuschpinselzeichnungen von Bühnenkostümen der Revuetänzerinnen. André Derain und Jean Gabriel Domergue porträtieren mondäne Damen der „golden twenties“, Raoul Dufy aquarelliert eine vergnügliche Badeszene und der sehr gefragte Georges Goursat karikiert die Hautevolee der französischen Gesellschaft, die allabendlich in den Cabarets und Nachtclubs feierte, vom Verleger bis zum Rennfahrer.
Aufbruchstimmung herrscht auch ein Jahrhundert später vor, in allen Lebensbereichen reformiert sich die Gesellschaft, hier am Neuen Wall sind wir mittendrin. Wir bestimmen mit und stimmen uns ein. Und Sie sind dabei!