„Wieder einmal überwältigt mich die Angst, in den weichen Bodensatz der größtenteils unvollendeten oder gar gescheiterten Entwürfe zu versinken, in die schier unerforschlichen Schichten der Ereignisse einzubrechen, auf deren bröckeligen Kruste ich mich zaghaft bewege. Ich eile zum Bahnhof Termini und verbiete mir den Blick auf die Diokletiansthermen und auf Santa Maria degli Angeli. Fast verstohlen verlasse ich Rom im Zug und schaue lange auf die campagna bei Settebagni, immer noch verstört von der grausamen Schönheit der Stadt, bestürzt und beglückt zugleich.“
Der in Berlin lebende Fotograf und ausgebildete Architekt Maximilian Meisse beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit dem urbanen Raum europäischer Städte. Deren geschichtsträchtige und gleichwohl lebendige Substanz sucht er zu erspüren, denn er verfolgt in seinen Arbeiten weniger eine dokumentarische als die künstlerische Absicht, die Wirklichkeit über deren Abbild neu zu erfinden. Bei diesem Schöpfungsprozess werden die wahrgenommenen Objekte im fotografischen Bild neu zusammengefügt. So wird aus der vorgefundenen Realität eine ganz eigene, hochatmosphärische Welt generiert, die den Blick fesselt, weil sie Vertrautes neu zeigt.
In seinen jüngsten Arbeiten beschäftigt sich Meisse mit dem komplexen und dichten Erscheinungsbild der „Ewigen Stadt“, die kulturell und baulich alle Epochen der abendländischen Geschichte offenbart. Sie bietet ihm einen idealen Ausgangspunkt, um bekannte und unbekannte Orte der Metropole auf bislang ungesehene Weise neu zu inszenieren.
Die gleichnamige Ausstellung ist im Baukunstarchiv NRW in Dortmund vom 09.12.2022 bis 19.02.2023 zu sehen. Die Vernissage der Ausstellung findet am 08.12.2022 um 19 Uhr statt.