Der libertäre Autoritarismus, so Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey, ist eine Folge der Freiheitsversprechen der Spätmoderne: Mündig soll er sein, der Einzelne, dazu noch authentisch und hochgradig eigenverantwortlich.
Gleichzeitig erlebt er sich als zunehmend macht- und einflusslos gegenüber einer komplexer werdenden Welt. Das wird als Kränkung erfahren und äußert sich in Ressentiment und Demokratiefeindlichkeit. Auf der Grundlage zahlreicher Fallstudien verleihen Amlinger und Nachtwey dieser Sozialfigur Kontur. Sie erläutern die sozialen Gründe, die zu einem Wandel des autoritären Charakters führten, wie ihn noch die Kritische Theorie sich dachte. Die Spätmoderne bringt einen Protesttypus hervor, dessen Ruf nach individueller Souveränität eine Bedrohung ist für eine Gesellschaft der Freien und Gleichen: die Verleugnung einer geteilten Realität.
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Veranstalter: THE NEW INSTITUTE | Felix Jud | Suhrkamp
Datum: Freitag, 10. Februar 2022
Beginn: 18.00 Uhr
Ort: THE NEW INSTITUTE, Warburgstraße 18, 20354 Hamburg
Moderation: Marilena Berends (Podcast Sinneswandel)
Ausgebucht. Wir bitten um Ihr Verständnis.
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Zum Autor
Oliver Nachtwey, geboren 1975, ist Professor für Sozialstrukturanalyse an der Universität Basel.
Er ist Träger des Hans-Matthöfer-Preis 2016. Zuletzt ist bei Suhrkamp sein Buch „Die Abstiegsgesellschaft. Über das Aufbegehren in der regressiven Moderne“ erschienen.
Rahel Süß ist politische Theoretikerin und Alexander von Humboldt-Postdoc-Stipendiatin am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Derzeit arbeitet sie an einer Theorie der digitalen Demokratie, wofür sie untersucht, wie liberale Ideen unser Denken über Demokratie und Digitalisierung geprägt und eingeschränkt haben.
Foto: Oliver Nachtwey copyright Suhrkamp