Hinter zwei unscheinbaren Signaturen verbergen sich zwei wahre Größen des preußischen Kunstschaffens in vier Aktdarstellungen aus dem Berlin der 1830er Jahre: der Bildhauer Christian Daniel Rauch und der spätere königlich-preußische Hofmaler Carl Joseph Begas. Zwei der vier Blätter weisen auf den Ursprung der klassizistischen Aktdarstellungen hin, die mit Bleistift auf Papier gebracht wurden: Offenbar zu Studienzwecken setzten Begas, bedeutender Porträtmaler der nazarenischen Schule und seit 1826 Professor an der Berliner Akademie der Künste, und Rauch, der Schöpfer des Reiterstandbilds Friedrichs des Großen Unter den Linden und seit 1819 in seiner Werkstatt in der Klosterstraße tätig, vier preußische Kadetten kunstvoll in Szene. Rauch, der gemeinsam mit seinem Lehrer Johann Gottfried Schadow die Berliner Bildhauerschule gründete, führte bis kurz vor seinem Tod einen regen Briefwechsel mit Goethe, der sein klassizistisches Kunstideal bei Rauch wie bei keinem anderen zeitgenössischen Künstler verkörpert sah.
Die Männer präsentieren ihre Körper; Einer von ihnen wölbt stolz die Brust und hat den Blick stoisch abgewendet, ein zweiter richtet die Augen verträumt nach oben, und ein dritter verbirgt scheu sein Gesicht. Sie wirken wie aus griechischer Zeit – ihre halbgöttliche Ausstrahlung wird nur gestört durch die zeitgenössischen biedermeierlichen Frisuren. Die Zeichner – es lassen sich mindestens zwei unterschiedliche Hände unterscheiden – haben größte Sorgfalt auf anatomische Genauigkeit gelegt. Sehnen zeichnen sich an den schlanken Körpern ab, angespannte Muskeln treten unter der zart schraffierten Haut hervor. Mit den simplen Mitteln eines Bleistifts auf Papier wirken die Kadetten in all ihrer Jugendlichkeit und Lebenskraft in Stein gemeißelt wie antike Statuen.