Einer der seltenen wenigen Probedrucke vom zerstörten Holzstock, von dem auch keine publizierte Auflage erwähnt ist. Die einzigen zwei Prasse bekannten Probedrucke befinden sich im Fine Arts Museum Boston und in der Graphischen Sammlung der Klassik Stiftung Weimar.
Provenienz: Sammlung Lois B. Torf, Boston
Mit dem Fahrrad oder zu Fuß erkundet Lyonel Feininger während seiner Weimarer Schaffensperiode immer wieder die thüringischen Ortschaften im Umland. Mit dem Skizzenblock bewaffnet zeichnet er sog. „Natur-Notizen“ als Vorlage für spätere Bilder und Drucke.
Zu den vielen Orten, die er besucht, gehört auch Mellingen. Es ist ein stilles, malerisches Dorf, dessen einfache bäuerliche Architektur und die über Jahrhunderte gewachsene dörfliche Struktur ihn faszinieren.
Mit Kohle skizziert er 1917 zum Beispiel die verwinkelten Gassen und Häuser (Mellingen VII, 1917, Kohle auf Papier). Diese Zeichnung scheint auch Vorlage unseres seltenen Holzschnitts von 1918 zu sein. Er entspricht im Wesentlichen ihrer Komposition, zeigt etwa die gleiche Ansicht und Häuserstruktur Mellingens mit schwarz hervorgehobenen Fenstern – eine Architektur, die Feininger typischerweise kubistisch zerlegt. Jedoch gibt ihm das so geschätzte Medium des Holzschnitts die Möglichkeit, das Gesehene nicht getreu des Naturvorbilds wiederzugeben, sondern auf das Elementarste, auf reine geometrische Formen und Linien zu reduzieren. Hans Hess beschreibt die Herangehensweise Feiningers an solche Motive wie folgt: „[…] Bei Feininger erhält jede Fassung eine neue Wirklichkeit des Gebäudes, eine neue Erkenntnis des eigentlichen Wesens. Eine neue Form für Geist und Gesetz. Das Bild enthält neue Aspekte bisher ungesehener Realität, Formen werden für versteckte Relationen entdeckt […].“