EXPERTISE
Prof. Dr. Manfred Reuther, ehemaliger Direktor der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde
PROVENIENZ
Privatsammlung Berlin
AUSSTELLUNGEN
Galerie Ludorff, „Nach der Natur“, Düsseldorf 2017
Stadtmuseum Lindau, „Emil Nolde. Der ungezähmte Strom der Farbe“, Lindau 2015
Galerie Ludorff, „Meisterwerke des Expressionismus“, Düsseldorf 2011/2012
LITERATUR
Galerie Ludorff, „Nach der Natur“, Düsseldorf 2017, S. 35
Stadtmuseum Lindau (Hg.), „Nolde. Der ungezähmte Strom der Farbe – Aquarelle, Ölgemälde und Grafik von Emil Nolde“, Ausst.-Kat., Lindau 2015, S. 49″
Angetrieben von seinen Dampfrädern bahnt sich das Schiff den Weg durch die violett leuchtende See in den am Horizont liegenden flammenden gelben Himmel. Das Aquarell fängt in seinen konträren Farben einen sich zu Ende neigenden Tag ein. Mit dunklen Tuschestrichen deutet Nolde den Dampfer, die Rauchschwaden, die aus den Schornsteinen emporsteigen und die Fahrtwellen an. Das Schiff scheint sich in einem schwebenden Zustand zu befinden, welcher häufig in Noldes Bildern zu finden ist. Greifbar nahe scheint das Schiff, gleichzeitig aber durch die Transparenz der Aquarellfarben entrückt. Typisch für den norddeutschen Maler sind auch hier die farbenprächtigen Wetterspiele, die grenzenlose Weite des Himmels und die sich empor türmenden Wolkenformationen. Nolde besinnt sich an eine frühere Fahrt auf einem kleinen Dampfer: „Dieser Tag ist mir so stark in Erinnerung geblieben, dass jahrelang nachher ich danach meine Meerbilder malte. Falls ein Sturzsee mich über Bord gespült und ich im Element zwischen Leben und Tod hätte kämpfen müssen – ob ich dann wohl das Meer noch mächtiger würde malen können?“1)
Zeit seines Lebens folgt Nolde der Natur und das Meer nimmt in seinem Œuvre einen wichtigen Platz ein. Schon 1901 malt er in Kopenhagen seine ersten in Grau gehaltenen Meeresimpressionen, die er im fast jährlichen Rhythmus und auch auf seiner bedeutenden Südseereise 1913/14 immer wieder erfasst. Die Elemente Meer, Himmel und Licht stehen für die Vorstellung von Freiheit, Weite und ein Gefühl für Unendlichkeit.
Anmerkung:
1) Martin Urban, „Emil Nolde – Landschaften. Aquarelle und Zeichnungen“, Köln 1980, S. 32.