In französischer Sprache.
Les Affinités électives, Roman de Goethe, Auteur de Werther, etc., etc. Traduit de l´allemand. Paris, S.C. Huillier. 1810.
3 Bände. Marmorierte Buntpapierbezüge mit dem Wappen von Jérome Bonaparte in Gold auf Vorder- und Hinterdeckeln, Rückenschildchen aus grünem Kalbsleder mit Titel in Gold. Vorsätze mit Ex-Libris von Pierre Bergé.
Die erste französische Ausgabe der Wahlverwandtschaften; nur ein Jahr nach der Erstausgabe, die 1809 in Tübingen bei Cotta erschien, mit berühmter Provenienz: Die Bände stammen aus der Bibliothek des französischen Geschäftsmannes, Mäzens und Lebenspartners des Modeschöpfers Yves Saint Laurent, Pierre Bergé. Gemeinsam haben sie das Modehaus YSL aufgebaut und eine der größten Kunstsammlungen Europas zusammengetragen. Erstbesitzer war wiewohl Jérome Bonaparte, der jüngste Bruder Napoleons. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Wahlverwandtschaften amtierte er unter dem Namen Jérome-Napoleon I als König von Westphalen. Von den Bürgern wurde er „König Lustig“ genannt, da sich seine Kenntnisse der deutschen Sprache in einem Satz erschöpft haben sollen: „Morgen wieder lustig!“
Napoleon hat Goethe auf dem Fürstentreffen 1808 in Erfurt zu einem Gespräch empfangen und war von dem Werk des Dichters beeindruckt, während Goethe im Gegenzug den französischen Kaiser als Bringer einer neuen europäischen Ordnung begrüßte. Um den Ruf als Usurpator loszuwerden, musste Napoleon sich und seine Brüder an Frauen aus den europäischen Adelsdynastien verheiraten. So hat nicht nur er, sondern auch sein Bruder Jérome, der auch vorher schon einmal verheiratet war, sich -allerdings entgegen der Intention der Wahlverwandtschaften- nochmals vermählen müssen, um dann von Napoleon als König in das eigens gegründete Königreich Westphalen eingesetzt werden zu können.
In den Wahlverwandtschaften, deren Titel Goethe aus der Chemie entlehnt hat, geht es um ein Ehepaar, das auf ein anderes Paar trifft. Im Laufe der Geschichte wechseln die Partner untereinander, da es um natürliche Anziehung beziehungsweise Abstoßung wie bei chemischen Elementen geht, die in der Chemie auch Affinitäten, also Wahlverwandtschaften, genannt werden. Zur Zeit der Niederschrift des Romans beschäftigte sich Goethe auch stark mit naturwissenschaftlichen Themen, die er hier auf menschliche Beziehungen überträgt. Darin liegt die Modernität des Buches: „Die Wahlverwandtschaften sind der kühnste und tiefste Eheroman, den die moralische Kultur des Abendlandes hervorgebracht hat.“ (Thomas Mann)
Sehr gut erhalten. Gelenke von Bd. I und Bd. III leicht angeplatzt, innen papierbedingt leicht fleckig, Bd. II Anfangs stärker.